Phlegmatiker:Innen in der TEM: Eigenschaften, Gesundheit & Selbstwahrnehmung

Einleitung

Vielleicht hast du dich schon einmal gefragt, warum dir Hektik so gar nicht liegt. Oder warum du lieber abwartest, bevor du eine Entscheidung triffst. Vielleicht kennst du das Gefühl, dass du viel spürst, aber dich nicht so leicht überreden lässt, in Aktion zu treten. 

Wenn du dich in diesen Zeilen wiedererkennst, trägst du möglicherweise die Eigenschaften einer Phlegmatiker:In in dir. In der Traditionellen Europäischen Medizin, kurz TEM, gelten vier Temperamente als Grundmuster menschlicher Konstitution. Das phlegmatische Temperament steht für Ruhe, Beständigkeit und emotionale Tiefe. In diesem Beitrag lade ich dich ein, deinem eigenen Rhythmus auf die Spur zu kommen, dich besser zu verstehen und liebevoller mit dir und deinem Körper umzugehen.

Symbole für Phlegmatikerinnen: Wassertropfen, entspannter Smiley, Schneezeichen

Inhaltsverzeichnis

1. Was bedeutet es, eine Phlegmatiker:In zu sein?

Als Phlegmatiker:In bist du die Ruhe in Person. Du liebst das Beständige, das Vertraute und brauchst oft etwas mehr Zeit, um dich für Neues zu öffnen. Dein Element ist das Wasser – weich, fließend, anpassungsfähig. Es ist nicht laut, aber lebensnotwendig. Du denkst oft zuerst an andere, bevor du an dich denkst. Du beobachtest lieber, als impulsiv zu handeln. Und du fühlst tief, auch wenn du es nicht immer zeigst. Diese Eigenschaften sind kein Makel – sie sind deine Kraft.

Typische Eigenschaften:

  • Du bist ruhig und gelassen, selbst wenn um dich herum Chaos herrscht.
  • Du suchst Harmonie und meidest Streit.
  • Geduld ist eine deiner größten Stärken.
  • Du bist treu, verlässlich und genussfreudig.
  • In Beziehungen bist du eine stille, aber feste Größe.

Optisch zeigt sich die Gelassenheit des Typus in einer runden und weichen Birnenform. Auch das Gesicht ist eher ruhig und füllig. Die Nase fleischig und die Augen groß und feucht. Die Lippen sind voll und vor allem die Unterlippe dominanter. Nicht selten gibt es Stauungen im Gewebe. Die Muskulatur ist eher weich und mit wenig Konturen. 

Wenn du dich in diesen Eigenschaften wiederfindest, darfst du dich in deiner phlegmatischen Natur bestärkt fühlen.

2. Die Rolle des Temperaments in der TEM

Grafik PhlegmatikerIn mit Eigenschaften und Wassersymbol

Die TEM betrachtet die Gesundheit ganzheitlich. Die vier Temperamente – sanguinisch, cholerisch, melancholisch und phlegmatisch – gehen auf die antike Lehre der Körpersäfte zurück. Diese sogenannten „Humores“ beeinflussen laut TEM sowohl unsere Persönlichkeit als auch unsere körperliche Gesundheit.

Bei der Phlegmatiker:In dominiert der Schleim (Phlegma). Er steht für Kälte, Feuchtigkeit und Beständigkeit. Die Lebensnotwendigen, dynamischen Prozesse laufen damit langsamer. Diese Konstitution neigt zu einem langsamen Stoffwechsel, niedriger Körpertemperatur und einer gewissen Trägheit. Doch genau darin liegt auch ihr Potenzial: eine tiefe, ruhige Kraft, die in sich ruht und auf andere stabilisierend wirkt.

Das Temperament ist verbunden mit der Nacht – dies bedingt einen langsameren Tagesstart und eine Dominanz des Parasympathikus. Traditionell wird es dem Winter, heute in unseren Graden auch häufig dem Herbst zugeordnet. Eine Jahreszeit jedenfalls, die kalt und feucht ist. Es dominiert im Leben des Säuglings, der eher passiv ist und während der Schwangerschaft und Stillzeit. Das zugeordnete Organ ist das Gehirn.  

Typische Merkmale:

Großer Schlafbedarf

Langsamer Verdauungstyp

Häufig frierend, kalte Hände und Füße

Neigung zu Ödemen oder Wassereinlagerungen

3. Charaktereigenschaften phlegmatischer Frauen

Grafik einer entspannt dreinschauende Frau mit einer Checkliste mit phlegmatischen Eigenschaften

Dein Wesen ist sanft und verbindlich. Du gehst tief in die Beziehung mit anderen Menschen, aber du brauchst Zeit, Vertrauen aufzubauen. Du beobachtest fein und kannst zwischen den Zeilen lesen. Konflikte gehst du lieber aus dem Weg, doch wenn du Stellung beziehst, dann mit kluger Zurückhaltung und Herz.

Stärken:

  • Einfühlsamkeit
  • Beständigkeit
  • Geduld
  • Humor und ein liebevoller Blick aufs Leben

Herausforderungen:

  • Du gerätst leicht in Passivität
  • Es fällt dir schwer, dich zu motivieren
  • Du empfindest Reizüberflutung als anstrengend
  • Du kannst an Antriebslosigkeit oder Verstimmung leiden

Diese Eigenschaften mögen manchmal hinderlich erscheinen, aber sie bieten auch ein enormes Potenzial für innere Arbeit und Selbstannahme.

Schon Hippokrates erkannte: „Wer träge ist im Geiste, dem mangelt es nicht selten an Wärme und Bewegung. Doch durch Anregung von innen und außen kann der Mensch die Balance wiederfinden.“

Die Traditionelle Europäische Medizin empfiehlt, nicht gegen das Temperament zu arbeiten, sondern mit ihm. Eine Phlegmatiker:In darf lernen, ihre ruhige Kraft zu lieben und gezielt anzuregen. Es geht nicht darum, jemand anderes zu werden, sondern die eigene Natur in gesunder Weise zu leben.

Galerie mit 3 Fotos in blautönen: Farbe, Schwimmbad, Wald bei Nacht

5. Gesundheitliche Herausforderungen und Stärken

Phlegmatische Frauen haben eine große Ausdauer, können aber leicht in die Stagnation geraten. Wenn du zu denjenigen zählst, die morgens schwer in die Gänge kommen, oft frieren oder zu Wassereinlagerungen neigen, lohnt es sich, dein phlegmatisches Temperament besser zu verstehen.

Typische Beschwerden, die sich vor allem in kalter, feuchter Jahreszeit verschlechtern:

  • Träger Stoffwechsel
  • Verdauungsprobleme wie Blähungen
  • Bindegewebsschwäche, Neigung zu Ödemen
  • Verschleimung, Husten, Infektanfälligkeit
  • rheumatische Erkrankungen

Wenn du also aus dem Gleichgewicht geraten bist und das Phlegma überhand genommen hat, kannst du unterstützende Maßnahmen wählen, die dir Flexibilität und Wärme schenken. 

Ganz oben auf der Liste steht daher für Phlegmatiker:Innen für ausreichend Bewegung zu sorgen. Diese erwärmt uns am Besten, denn sie wirkt von innen heraus. Und kann die durch die Feuchtigkeit zahlreich vorhanden Ressourcen in Wallung bringen. Dabei gilt es nicht unbedingt zu übertreiben, sondern dem Charakter gemäß, eher sanfte und regelmäßige Bewegung zu nutzen. Spaziergänge, Schwimmen, Tai Chi oder Nordic Walking könnten gefallen. 

Ganz bewusst nutze ich übrigens die Formulierung “Bewegung” lieber als von “Sport” zu sprechen. Zum einen weckt letztere häufig Assoziationen an unangenehme Schulsporteinheiten. Zum anderen zählt eben auch nebenbei oder im Alltag ausgeführte Bewegung. Zum Bus zu laufen, den Garten zu pflegen, im vierten Stock zu wohnen: all dies spielt in unserer Bewegungspensum und sorgt dafür, dass unser Blut – und unser Phlegma – in Bewegung kommt.

Für Bewegung von Innen sorgt natürlich auch wärmende Nahrung. Essen, das Wärme durch längeres Kochen sozusagen gespeichert hat – wie Suppen und Eintöpfe – ist besonders im Winter beliebt. Allgemein darf man bei Ausgleichsmaßnahmen für Phlegmatiker:Innen ganz bewusst an die Winterzeit denken: Gewürze wie Ingwer, Zimt und Gewürznelken heizen ebenso ein.

Symbole für Dinge, die PhlemgatikerInnen mögen: Wandern, Sofa, Tee, Wärmflasche

Anregend kann aber nicht nur körperliche, sondern auch geistige Bewegung sein: Kino- und Konzertbesuche sind damit ebenso gemeint wie Museen und anregende Gespräche.

Pflanzliche Helferinnen sind zum Beispiel Brunnenkresse, Kamille, Lavendel. Wunderbar im Essen, als Tee, letzte beide auch im Badewasser.

Anwendungen, die ganz einfach auch zuhause Umsetzbar sind:  

  • Thymian-Wickel
  • Leberwickel mit Wärme
  • Ölmassagen mit Rosmarin und Walnuss

Um sich den Alltag möglichst bequem zu machen, empfiehlt es sich für Phlegmatiker:Innen Strukturen zu schaffen, die regelmäßig bleiben und die Trägheit nicht zu groß werden lassen. Das setzen von kleinen Zielen kommt dem Charakter ebenso entgegen. Und für die Wärme am besten das vorhandene Tageslicht ausnutzen – im Winter lohnt sich da vielleicht auch die Anschaffung einer Tageslichtleuchte.  

6. Ernährungsempfehlungen für Phlegmatiker:Innen

Die phlegmatische Konstitution ist geprägt durch die Qualitäten kalt und feucht – das bedeutet, sie neigt zu Trägheit, innerer Schwere und Verschleimung. Ziel der Ernährung ist daher, wärmende, anregende und tonisierende Lebensmittel zu bevorzugen. So kann der Stoffwechsel aktiviert, das Verdauungsfeuer gestärkt und die Lebensenergie gefördert werden.

Weniger ist mehr bei: Kühlenden und verschleimenden Lebensmitteln wie (rohe, unfermentierte) Milchprodukte, Wurstwaren, Zucker, Süßgetränken, stark stärkehaltigen Nahrungsmitteln, Rohkost, Fruchtsäften, Frittiertem, Tiefkühlkost oder industriellen Weizenprodukten. Auch große Mengen Teigwaren oder fettiges Fleisch (v. a. Schwein, Gans, Ente) belasten die Verdauung zusätzlich. Diese Nahrungsmittel fördern die Ansammlung von Feuchtigkeit im Körper – ein Zustand, den Phlegmatiker:Innen eher meiden sollten.

Besonders unterstützend sind: Warme, gekochte Speisen mit anregenden Gewürzen wie Ingwer, Kurkuma, Thymian, Rosmarin, Kardamom oder Pfeffer. Bittere Blattgemüse, Stangensellerie, Artischocke, Grünkohl, Holunder und Brennessel helfen beim Entgiften und Trocknen überschüssiger Feuchtigkeit. Fleisch sollte gut gewürzt sein (z. B. Huhn mit wärmenden Kräutern oder Wild als Tonikum). Bei Getreide sind Sauerteigbrote aus hellem Dinkel oder Polenta empfehlenswert. Auch gegarte Hülsenfrüchte und leicht gedünstetes Gemüse passen gut in den Tagesplan – idealerweise zur Mittagszeit.

Getränke-Tipp:
Wasser mit warmen Gewürzen (z. B. Ingwer, Fenchelsamen, frische Minze) oder leichte Kräutertees sind eine gute Wahl. Abends hilft ein kleines Glas Rotwein zur Verdauungsförderung. Trinken möglichst nicht während der Mahlzeiten, sondern bis 30 Minuten vorher.

Ernährung für Phlegmatiker:Innen bedeutet: warm, rhythmisch, bewusst – für mehr Leichtigkeit im Körper und Klarheit im Geist.

7.  Impulse zum Selbst-Erspüren: Deine innere Wahrnehmung stärken

Ein kleines Ritual für zwischendurch:

  • Stell dich hüftbreit stabil auf den Boden.
  • Lege die Hände auf deinen Bauch.
  • Schließe die Augen und atme tief durch die Nase ein – hebe dabei deine Arme – stell dir vor, wie dein Atem deinen Körper sanft durchwärmt.
  • Spüre in dich hinein: Wo fühlst du Enge, Trägheit, Leere oder Spannung?
  • Lasse beim Ausatmen alles los, was du gerade nicht brauchst und schwinge währenddessen die Arme und den Oberkörper nach vorn. 
  • Mache diese Abfolge 3 bis 5 mal.
  • Kreise im Anschluss sanft deine Schultern, recke dich und bring Bewegung in deinen Körper.

Solche Momente helfen dir, dein inneres Erleben bewusster wahrzunehmen und die Energie am Fließen zu halten. Du wirst mit der Zeit immer besser darin, zu erkennen, was dir fehlt und was dir guttut.

8. Fazit: Expertin deines eigenen Körpers werden

Als phlegmatische Frau trägst du eine stille Kraft in dir. Du bist ein Ruhepol in einer lauten Welt. Deine Gabe ist die Beständigkeit, die Hingabe, die Geduld. Doch auch du brauchst Impulse, Bewegung und Anregung, damit dein inneres Gleichgewicht erhalten bleibt.

Die TEM bietet dir wunderbare Werkzeuge, um dich besser zu verstehen: Über deine Konstitution, deine Rhythmen und Bedürfnisse. Achte auf deine Ernährung, deinen Schlaf, dein Tempo. Lerne, liebevoll gegen deine Trägheit zu steuern, ohne dich zu drängen. Nimm deinen Körper als Freundin an, nicht als Gegnerin.

Du musst dich nicht verbiegen. Du darfst so sein, wie du bist – und lernen, dich selbst gut zu begleiten. Tag für Tag, in deinem ganz eigenen Rhythmus.

Spür mal drüber nach.

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