Stressessen & Heißhunger: Warum deine „Sünde“ eigentlich Selbstfürsorge ist (und wie du sie sanft veränderst)
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Die Adventszeit steht vor der Tür – Plätzchenduft, Gemütlichkeit und… Stress? Gerade jetzt merken viele von uns, dass das Essen plötzlich eine ganz neue Funktion bekommt.
Vielleicht kennst du das: Der Tag war lang, die To-Do-Liste endlos, die Reize prasseln auf dich ein. Und plötzlich ist sie da: die Hand in der Schokolade. Nicht aus Hunger. Sondern weil es sich für einen kurzen Moment einfach gut anfühlt. Danach kommt oft das schlechte Gewissen.
Aber was wäre, wenn ich dir sage, dass dein Körper hier gar keinen Fehler macht? Dass er eigentlich nur versucht, dich zu retten? In diesem Artikel schauen wir uns an, warum Stressessen eine geniale (wenn auch manchmal ungünstige) Schutzfunktion ist und wie du mit Hilfe der Traditionellen Europäischen Medizin (TEM) und intuitiven Ansätzen wieder ins Spüren kommst.
Warum wir bei Stress zur Schokolade greifen (Der biologische Blick)
Stress ist evolutionär gesehen dazu da, uns vor dem Säbelzahntiger zu retten. Unser Körper schüttet Cortisol aus, mobilisiert Energie und schaltet alles ab, was gerade nicht überlebenswichtig ist – zum Beispiel die Verdauung.
Das Problem: In unserem modernen Alltag rennen wir selten weg. Der Stress bleibt im Körper stecken. Er findet kein Ventil. Dein Körper sucht händeringend nach einem Ausgleich, nach Entspannung. Und was entspannt uns biochemisch sofort? Zucker und Fett.
Dein Heißhunger ist also kein Zeichen von Willensschwäche. Es ist der Schrei deines Körpers nach Entspannung.
Wenn wir uns danach dafür verurteilen, erzeugen wir nur noch mehr Stress. Ein Teufelskreis.
Die Folgen von Dauerstress auf deinen Bauch
Wenn dein Cortisolspiegel dauerhaft hoch ist, passieren drei Dinge:
- Verdauungsstopp: Dein Magen-Darm-Trakt arbeitet auf Sparflamme. Blähungen, Völlegefühl oder Reizdarm sind oft die Folge.
- Stoffwechsel-Chaos: Die natürliche Balance aus Hunger und Sättigung geht verloren.
- Verlust der Interozeption: Ein schwieriges Wort für eine simple Sache – du spürst dich nicht mehr. Du nimmst Hunger, Sättigung oder das Bedürfnis nach einer Pause gar nicht mehr wahr, weil dein System auf „Überleben“ gepolt ist.
Dein Weg zurück ins Spüren: TEM & Achtsamkeit
Die gute Nachricht: Du kannst das wieder lernen. Nicht durch strenge Diäten (die machen nur noch mehr Stress!), sondern durch Sanftheit.
1. Die Weisheit der TEM nutzen
Die Traditionelle Europäische Medizin schaut nicht auf Kalorien, sondern auf deine Konstitution. Was braucht dein Körper gerade?
- Bitterstoffe: Sie regen das „Verdauungsfeuer“ an und helfen deinem Magen, wieder in Schwung zu kommen.
- Wärme: Ein warmes Fußbad, eine Wärmflasche auf dem Bauch oder warmes Essen sind pure Entspannung für das vegetative Nervensystem. Wärme signalisiert dem Körper: „Du bist sicher.“
- Massagen: Eine Bauchmassage oder Fußreflexzonenmassage kann Wunder wirken, um das System runterzufahren.
2. Intuitives Essen: Die 20-Minuten-Regel
Wusstest du, dass dein Körper etwa 20 Minuten braucht, um Sättigung an das Gehirn zu melden? Wenn wir gestresst „nebenbei“ essen (am Handy, vor dem TV), verpassen wir dieses Signal oft komplett.
Ein kleiner Trick:
Leg zwischendurch das Besteck weg. Atme tief durch. Schmecke wirklich. Ist da noch Hunger? Oder ist es eigentlich genug?
Es geht nicht darum, den Kuchen zu verbieten. Es geht darum, ihn wirklich zu genießen – und zu merken, wann er dir nicht mehr guttut.
Übung für den Alltag: Deine tägliche Spürminute
Nimm dir heute – vielleicht direkt vor der nächsten Mahlzeit – eine Minute Zeit.
- Stell beide Füße fest auf den Boden.
- Atme tief ein und aus.
- Spür in deinen Bauch, deinen Kopf, dein Herz.
- Frag dich: Was brauche ich gerade wirklich?
Ist es Hunger? Oder ist es eigentlich Durst? Erschöpfung? Das Bedürfnis nach einer Umarmung oder einfach 5 Minuten Ruhe?
Höre auf den ersten Impuls. Auch wenn du das Bedürfnis nicht sofort stillen kannst (z.B. Schlafen im Büro), hilft allein das Wahrnehmen schon, die Verbindung zu dir selbst zu stärken.
Mein Tipp: Sei gnädig mit dir. Wenn du heute zur Schokolade greifst, weil du Trost brauchst – dann tu es bewusst. Sag dir: „Ich esse das jetzt, weil ich mir etwas Gutes tun will.“ Genieße es. Und dann lass das schlechte Gewissen los.
Willst du lernen, die Signale deines Körpers wieder besser zu verstehen? In meinem Podcast „Spür mal drüber nach“ tauchen wir noch tiefer in diese Themen ein. Hör gerne mal rein!
