Spür mal drüber nach – Werde Expert:in deines Körpers im Herbst mit der Traditionellen Europäischen Medizin

Einleitung

Neulich, in einem Abendkurs haben wir uns vor der Stunde ein wenig unterhalten und ich habe gefragt, wie es den teilnehmenden gerade so geht. Und auch ich habe geteilt, dass es mit der zunehmenden Kälte und Dunkelheit bei mir ein Gefühl oder ein Wunsch nach Pause auftritt und ich das Gefühl habe, dass ich mich langsam auf den Winterschlaf vorbereite. Eine Teilnehmerin meinte darauf hin aber wir sind doch keine Murmeltiere. Und natürlich hat sie damit recht. Wir halten keinen Winterschlaf. Dennoch sind wir Wesen, die nach einem circa Jahren Rhythmus leben.

Personen mit Uterus erfahren, dass ein Großteil ihres Lebens jeden Monat aufs Neue, aber durchweg jeder Mensch erfährt es jeden Tag. Wir brauchen Zeiten, in denen wir wach sind und Zeiten, in denen wir schlafen und bevorzugt passiert das tagsüber und nachts können wir diesen Rhythmus nicht folgen aus irgendwelchen Gründen, weil wir Schlafstörungen haben, weil wir im Schichtdienst arbeiten, weil unsere Augen das Licht nicht registrieren können. So bekommt unser Körper Probleme. Warum ist es nun so schwer nachzuvollziehen, dass auch die Jahreszeiten ein verändertes Verhalten nahe legen?

Für Flinta, die präventiv ihre Gesundheit stärken wollen, bietet die Traditionelle Europäische Medizin (TEM) ein wunderbares Fundament. Hier geht es nicht nur um Symptome, sondern um Selbst-Erspüren, Achtsamkeit und darum, im Dialog mit deinem Körper die besten Entscheidungen zu treffen.

In diesem Artikel lade ich dich ein, mit Spür mal drüber nach genau diesen Weg zu gehen: Du lernst, dein sensibles Innenleben besser wahrzunehmen, deinen eigenen Körperrhythmus zu verstehen und sanft auf saisonale Schwankungen zu reagieren – im Sinne von Prävention und Mitwirkung statt passiver Betroffenheit.

Inhaltsverzeichnis

1. Warum der Herbst unsere Aufmerksamkeit braucht

Das Wort “Herbst” entstand aus dem englischen “harvest”, was so viel wie Ernte bedeutet. Dies zeigt ganz klar den Bezug zum Bauernkalender. Heute ist der Astronomischer Herbst vom 22./23. September bis 21/22..Dezember und der meteorolischer Herbst vom 1.September bis 30.November festgelegt.

Die Natur zeigt im Frühherbst mit Blütenvielfalt nochmal, was sie kann. Die Pilzsaison leutet den Jahreszeitenwechsel ein und beginnt aufzuräumen. Tiere stocken ihre Nahrungsvorräte auf. Und die Menschen? Sind auch darauf programmiert. Erntedankfeste und Jahrmärkte feiern die Arbeit des Jahres. Und Allerheiligen / Halloween oder traditionell Samhain gedenkt der Toten: wer war Teil unseres Lebens, unserer Herkunft und lebt nun noch in unseren  Herzen fort? Jetzt haben wir Zeit für diese Besinnung und vielleicht auch dafür die Monster der Dunkelheit darauf aufmerksam zu machen, dass wir keine Angst vor ihnen haben und uns diesem Wandel voll und ganz hingeben.

Auch die Tierkreiszeichen spiegeln den Charakter der Jahreszeit wider: der Löwe herrscht noch im August der Reife, die Jungfrau kommt im September,die Waage im Oktober. Den November herrscht der, Skorpion und schließlich der Schütze im Winter. Diese Herbstzeigen beschäftigen sich vor allem mit Abbau, Rückzug und Loslassen. 

Ein zentraler Eckpunkt der Herbstzeit ist die Sonnenwende des Winters – die Tag- und Nachtgleiche am 21. Dezember. Im Sommer ist die Bahn der Sonne hoch und weit. Die Tage sind hell und lang. Ab dem 21. Juni bereits spüren wir die Veränderung. Und im Herbst und Winter folgt die Sonne ihrer tiefen Bahn, so dass die Tage kurz und kühl werden. 

Der Herbst ist jene Jahreszeit, in der wir spüren, dass die Energie sich verändert. Die Tage werden kürzer, Licht und Wärme nehmen ab – und in uns entsteht der Wunsch nach Rückzug, Besinnen und Schutz. Wenn wir diese Veränderungen übergehen oder ignorieren, kann unser System schneller aus dem Gleichgewicht geraten: Müdigkeit, Abwehrschwäche, emotionale Sensibilität oder Verdauungsprobleme können zunehmen.

Doch wenn du lernst, diesen Übergang bewusst wahrzunehmen und sanft zu begleiten, stärkst du deine Selbstregulation, deinen Immunschutz und deine innere Resonanz. Für Personen ab 40 ist das besonders bedeutsam: Der Körper befindet sich in einer Lebensphase, in der hormonelle, strukturelle und energetische Anpassungen stattfinden – je achtsamer du damit umgehst, desto leichter kannst du auf mögliche Dysbalancen reagieren.

2. Die Qualitäten von Herbst & die vier Säfte im Fokus

In der TEM beschreiben wir fünf grundlegende Qualitäten: heiß, kalt, trocken, feucht und bewegend (bewegend ≈ aktiv). Der Herbst ist geprägt von Kälte und Trockenheit bzw. Feuchtigkeit, ergänzt durch zunehmende Bewegungsarmut im Außen und Innen. Diese Qualitäten verändern das Gleichgewicht der vier Säfte:

  • Schwarze Galle (Melanchole) nimmt vermehrt zu – sie liebt Trockenheit, Stagnation und Trägheit. Bei uns wird es eher im Winter trockener und selbst Eis und Schnee zeigen sich nicht von der feuchten Seite, sondern klirrend und kalt.
  • Blut (Sanguis) kann durch Kälte und Trockenheit schwächer werden, entzündliche Prozesse sowie Durchblutungsprobleme treten eher in den Vordergrund.
  • Schleim (Phlegma) wird je nach regionalem Klima und Feuchtigkeit unterschiedlich beeinflusst – in feuchten Herbstregionen kann Phlegma zunehmen, in trockenen Gegenden eher Melanchole dominieren. Die Feuchtigkeit des Herbstes zeigt sich im Phlegma ebenso wie in den schwindenden Lebensenergien älter werdender Menschen.

Wir stehen also zwischen Polaritäten: zwischen Trockenheit und Feuchtigkeit, zwischen Rückzug und Aktivität, zwischen Melanchole und Phlegma. Das braucht Feinfühligkeit und Anpassung. Eins hat das Ende des Jahres jedoch in jedem Fall: Kälte.

3. Es war einmal … Geschichten aus der Traditionellen Europäischen Medizin

Hufeland, Christoph Wilhelm: Die Kunst das menschliche Leben zu verlängern. Jena, 1797. 

„Die Jugend einer gewissen Stadt in
Kent lacht immer, wenn man den alten
Nobs nennt. Ihre Väter schon pflegten
ihnen von diesem Wundermann zu er-
zählen, dessen ganze Lebensart so regel-
mässig war, wie der Schattenwerfer ei-
ner Sonnenuhr. Von einer Zeit zur an-
dern liess sich zu gewissen Stunden die
ehrwürdige Gestalt sehen. Man sah ihn
mitten in den Hundstägen am jähen Hü-
gelhange arbeiten, mitten im Winter
den Eisbehangenen Berg hinan klettern;
lässig zugeknöpft im herbsten Froste,
und trotzend dem ehernen Nordsturm;
im Herbste bis an die Hüften entblösst

Hut, Atzel und Stock in einer Hand, in-
dess die andere unbedeckt gegen die
dumpfe neblichte Luft anruderte.

Sein gewöhnlicher Spaziergang
ging nach dem Gipfel eines Hügels, den
er stets in einer bestimmten Zeit erreich-
te, und Nobs rühmte sich, er habe nicht
weniger als 40,000 mal die Schritte ge-
zählt, so er zu dieser Wallfahrt brauchte.

Zu Highgate trank er dann bedächtlich
seine einzige Bouteille, sah eine Stunde
lang hinab ins dampfige Thal, und trug
sich hernach ganz ruhig wieder nach er
Hause. Jede kleinste Krümmung des
Weges war ihm bekannt, und er wusste,
ohne niederzusehen, wo er den Fuss
aufheben müsse, um über einen Stein hinwegzuschreiten.

Den Weg fand er mit verbundenen Augen,
und wär’ er auch ganz blind gewesen, so
hätte man ihn eben so wenig fünf Schritte
über das Thor der Herberge hinausführen kön-
nen, als der arbeitende Hund, der das
Wasser aus dem Brunnen zieht, weiter
gepeitschet werden kann, wenn der Ei-
mer den Rand erreicht hat.“

Diese Erzählung zeigt uns: Menschen haben schon immer ein längeres Leben angestrebt. Und konnten dies auch erreichen. Vor allem wenn sie bewusst in Rhythmus, Natur und Übung leben – und lernen ihre Umgebung und ihren Körper so intensiv zu kennen, dass sie selbst bei Sturm, Schneeeinfall oder Dunkelheit sicher ihren Weg finden. Für uns ist das eine Einladung, dieses Spürbewusstsein neu zu kultivieren.

4. Der Wechsel von Sommer zu Herbst in Körper und Seele

4.1 Jahresrhythmus und Körpersprache

Wir passen im Herbst unsere Kleidung an, trinken mehr warme Getränke, würzen Speisen intensiver – intuitiv nehmen wir wahr, dass sich etwas ändern will. Warum also sollten wir leugnen, dass auch in uns Veränderungen vorgehen – in Energie, Stimmung oder Verdauung?

Unser Stoffwechsel richtet sich automatisch auf mehr Speicherung und behutsamen Umbau: in früheren Agrargesellschaften stiegen Hunger und Vorratsmodus im Herbst. Heute aber haben wir ganzjährig Zugang zu Nahrung – wir dürfen wieder differenzieren und bewusst entscheiden, was uns guttut.

Bunt gefärbte Blätter erinnern daran, dass es Zeit wird, sich für den Winter vorzubereiten. Sowohl die Ernte einzufahren als auch das Immunsystem für die kommende Kälte vorzubereiten. Und gegebenenfalls mit dem Basteln der Weihnachtsgeschenke zu beginnen. 

Die Lebenskräfte ziehen sich mehr nach innen zurück, Müdigkeit und Schlafbedürfnis können zunehmen. Wir haben Raum für Regeneration, inneres Lauschen, Reflexion. Und auch der Herbst lädt ein, metaphorisch zu ernten: Was in diesem Jahr gewachsen ist – auf allen Ebenen – darf erkannt, gewürdigt und verarbeitet werden.

4.2 Wie im Großen, so im Kleinen

Den Zyklus der Jahreszeiten finden wir auch auf andere Ebene. Auch unser Lebensalter spiegelt die vier Jahrezeiten wieder: der Frühling der Kindheit und Jugend, der Sommer des Erwachsen-Seins, der Herbst der Reife und der Winter des Alters. 

Für Personen mit Uterus zeigt sich ein ähnlicher Zyklus im Kleinen: Nach dem Eisprung beginnt die Lutealphase – auch sie ist wie ein kleiner Herbst ca. 12–16 Tage herrschen sinkende Energie und Empfindlichkeit vor. Eine nährstoffreiche Ernährung, sanfte Bewegung und ausreichende Ruhe tun besonders gut. 

Und wir alle Kennen die vier Teile eines Tages, die unsere 24h aufteilen: der frühlingshafte Morgen des Erwachens, der Sommer der Mittagszeit, der Herbst des Nachmittags und der Winter der Nachtruhe. 

Du siehst: Der äußere Herbst und der innere Zyklus spiegeln sich gegenseitig – eine potente Verbindung, um deine Wahrnehmung zu schulen.

5. Ernährungsimpulse für den herbstlichen Auf- und Umbau

5.1 Grundprinzipien

Und die Ernährung? Am besten ohnehin regional und saisonal. So werden dann Stoffwechsel, Kochungskräfte und damit auch die Säftebildung ideal unterstützt – nicht zuletzt aufgrund eines höheren Vitalstoffgehalts. 

Zusätzlich kann auch die Zubereitungsform an die Jahreszeit angepasst werden. Kalter Salat gehört in den Sommer. Der Herbst ruft nach Wärme: warme Suppen, Eintöpfe, Schmorgerichte, Gedämpftes. Wir brauchen Lebensmittel, die wärmend und zunehmend befeuchtend sind. Milchsauer Vergorenes unterstützt unseren Darm und damit unser Immunsystem.

Ebenso unterstützt die richtige Gewürzauswahl: Kümmel, Anis, Fenchel, Ingwer, Zimt, Kardamom, Galgant, Muskat, Wacholder. Lang eingekocht werden die gut lagerbaren Kohl- und Wurzelgemüse, aber auch das Obst ist als Kompott eingekocht besser verträglich. Es ist nicht mehr die Zeit für Rohkost für deren Verdauung wir mehr Energie benötigen. Je nach Typ und Verdauungsfeuer ist dies in geringeren Menschen natürlich weiterhin möglich. Die Natur liefert uns, genau das was wir brauchen, wenn wir es brauchen. Insofern wir ihr aufmerksam lauschen: im Frühling die Bitterkräuter im Herbst die nährreichen Nüsse. 

Unser Stoffwechsel lebt noch traditionell bzw. in einer Agrarwirtschaft: Richtung Herbst / Winter steigt unser Kohlenhydrathunger und wir gehen in den Speichermodus.So gleichen wir fehlende Glücksmomente im Sonnenschein durch Schokoladengenuss aus und bereiten uns auf die Kälte und knappere Nahrung vor. Allerdings: Nahrung ist heute ja meist rund ums Jahr verfügbar. Also dürfen wir uns achtsam üben und unseren Hunger und Sättigung beobachten. Uns ganz bewusst mit dieser Veränderung auseinandersetzen und sie ein Stück weit einfach annehmen. Vertrauen wir unserem Körper und seiner Regulierungsfähigkeit können wir dieses mehr an Energie aus dem Winter im kommenden Jahr wieder gut in Aktivität umsetzen. 

  • Regional & saisonal: Die Natur liefert uns jetzt genau das, was wir brauchen.
  • Warme Zubereitungsformen: Suppen, Eintöpfe, Schmorgerichte, gedämpftes Gemüse statt Rohkost.
  • Feuchtigkeit erhalten: Fermentiertes Gemüse, milchsauer Vergorenes, Püreesuppen mit leicht befeuchtender Note.
  • Würzender Ausgleich: Ingwer, Galgant (va. für melancholische Typen), Zimt, Nelke für phlegmatische Typen.

Geschmacksrichtung: süß, sauer, bitter – diese dominieren jetzt im Speiseplan.

5.2 Empfohlene Herbst-Lebensmittel

Eine reiche Auswahl, die Energie, Wärme und Nährstoffe schenkt:

Apfel, Birnen, Buchweizen, Chicoree, Endiviensalat, Esskastanien, Fenchel, Fisch (fett), Geflügel, Gerste, Hagebutte, Haselnütte, Holunder, Kiwi, Knollensellerie, Kichererbsen, Kohlsorgen, Kornelkirsche, Kürbisse, Lauch, Mais, Nüsse, Pflaumen, Pilze, Preiselbeeren, Reis, Rosmarin, Quitten, Sanddorn, Schlehe, Senf, Thymian, Walnüsse, Weintrauben, Wildfleisch, Wurzelgemüse (Herbstrüben, Karotte, Kartoffel, Kohlrüben, Pastinake, Petersilienwurzel, Rettich, Rote Beete, Schwarzwurzel, Süßkartoffel, Topinambur). Die vorherrschenden Geschmäcker sind süß, sauer und bitter. Das Essen wärmt rundherum und schenkt im wahrsten Sinne des Wortes Nahrung.

Wurzelgemüse ist gerade jetzt so spannend, weil die Pflanzen ihre Energie jetzt genau dorthin schicken. Sie machen sich bereit für die Pause und sammeln all ihre Speicher an einem Ort. Und Fermentation macht die letzten frischen Reste haltbar.

Um ideal auf den Herbst-Winter vorbereitet zu sein, bietet es sich an, dafür zu sorgen, dass Vitamin D, Eisen und Omega 3 ausreichend vorhanden sind. Auch sorgen die Früchte der Bäume für einen ordentlichen Vitamin C Schub für die kalte Jahreszeit. Und sind als Chutney, Marmelade oder Saft gut haltbar.

5.3 Verdauungsunterstützung & Kräuterkur

Regelmäßige Kuren im Frühjahr und Herbst helfen der Verdauung und dem Stoffwechsel:

Brennnessel (Kraut, Blätter, Wurzeln, Nüsschen):

  • Kraut / Blätter: Blutreinigung, Vitalstoffe, Umstimmung
  • Durchspülung von Nieren & Blase, Harnsäure-Ausscheidung, Gelenkpflege
  • Positiver Einfluss auf Immunität und Psyche
  • Nüsschen: stärkend bei Schwäche
  • Wurzeln: hormonharmonisierend, z. B. für Uterus- und Prostatafunktion

Grundlage einer guten Verdauung ist immer ein achtsamer Kauvorgang. Hier beginnt bereits die Spaltung der Nahrung. Und damit ist auch das individuelle Verdauungsfeuer häufig relevanter als die genossene Diät. Wer durch die Vorverdauung – also die Bearbeitung / das Kochen der Nahrung – bereits in Vorarbeit geht, hat später weniger Energie für die körperliche Verdauung nötig.

6. Heilmittel & unterstützende Verfahren im TEM-Herbst

Hier stelle ich dir eine Auswahl an Heilmitteln und Maßnahmen vor, die im Herbst besonders gut passen. Beachte immer deine individuelle Konstitution, mögliche Kontraindikationen und konsultiere eine Fachperson, wenn du unsicher bist.

Aus dem Kräuter- und Tinkturenregal passen jetzt vor allem: 

  • Engelwurz (Angelica archangelica) – wirkt wärmend, vertreibt Wind und Trockenheit (Kontra: Schwangerschaft).
  • Melisse (Melissa officinalis) – hebt die Stimmung, stärkt die Verdauung (Kontra: niedriger Blutdruck).
  • Wermut (Artemisia absinthium) – tonisiert Leber, wirkt antitrocken (Kontra: Ulcus, Schwangerschaft).
  • Baldrian (Valeriana officinalis) – erdet, beruhigt Herz & Nerven (Kontra: bei starker Antriebslosigkeit).
  • Süßholz (Glycyrrhiza glabra) – Tonicum für Milz & Lunge (Kontra: Hypertonie, Nierenprobleme).

Hinweis: Pfefferminze kühlt und passt daher weniger gut für Herbst und Winter.

Herbst-Teemischung

Kombiniere je 1 Teil:

  • Fenchel (Foeniculum vulgare)
  • Kamille (Matricaria chamomilla)
  • Melisse (Melissa officinalis)
  • Zimt (Cinnamomum verum)
  • Kardamom (Elettaria cardamomum)

Zubereitung: 1 Esslöffel auf 250 ml heißes Wasser, 3 x täglich trinken – Dauer: 4–6 Wochen.

Aus der Gemmo-Therapie bieten sich vor allem der Rosmarin und die schwarze Johannisbere an. Während für Schüssler-Fans Nr. 2 Calcium phosphoricum, Nr. 5 Kalium phosphoricum
und Nr. 7 Magnesium phosphoricum verstärkt in Frage kommen.

7. Lebensführung & Rituale für diesen Übergang

Für typologische Details:

  • Sanguiniker:Innen profitieren besonders von wärmenden Gewürzen und Stärkung der Verdauung.
  • Für Choliker:Innen gilt: befeuchten, Windschutz, ausreichende Kleidung zum Schutz vor Kälte.
  • Phlegmatiker:Innen können im Winter eine Reise oder wärmere Region in Betracht ziehen.

Der äußeren Kälte können wir entgegen wirken: es bricht die Zeit für Sauna, Dampfbad und Bäder jeder Art an. Auch Hautbürstungen bereiten uns gut auf die Kälte vor. Eine Wärmflasche und Fußbäder mit Ingwer sorgen ebenso für Wohlgefühl.
Fensterlüften, Herbstwind hineinlassen – auch im Innern: Platz schaffen. Räume geistig aus: Welche Gedanken, Gefühle, Projekte dürfen sich verabschieden?

Und vielleicht gilt es sich auch etwas daran zu gewöhnen: ebenso wie ich keine Freundin von Klimaanlagen im Sommer bin, versuche ich in der kalten Jahreszeit nicht stetig auf künstliche Wärme zurückzugreifen. So kann ich mich und meinen Körper an den Wechsel der Jahreszeiten gewöhnen. Morgendliches Tautreten im Gras erdet mich eben auch im aktuellen Wetter. Kalte Güsse trainieren mein System mit der Frische umzugehen. Ein Spaziergang an der frischen Luft oder auch Sport im Freien verhindern, dass ich zu stark von meiner Umgebung abgeschnitten bin. 

Und wenn du einen Garten hast: Jetzt ist gute Zeit, Blumenzwiebeln zu setzen, Knoblauch zu stecken und den Garten auf Frostschutz zu überprüfen. Auch metaphorisch: Bereite deine Energie für Pause und Regeneration vor.

8. Impuls zum Selbst-Erspüren: eine praktische Übung

Schenke dir heute einen Moment, um deine Herbst-Balance-Liste zu gestalten:

  1. Setze dich an einen ruhigen Ort mit Stift und Papier.
  2. Schließe die Augen, atme tief – spüre, wie sich dein Herbst anfühlt.
  3. Frage dich:
    • Wo verbringst du die meiste Zeit?
    • Was tut dir aktuell gut, was fehlt dir?
    • Welche Farben, Temperaturen, Klänge und Gerüche sprechen dich an?
  4. Unterteile deine Liste in Kategorien: Essen, Freizeit, Kleidung, Selbstfürsorge.

Essen

  • Kürbis
  • Eintöpfe vorkochen
  • Fermentationskurs machen
  • Gewürzkakao mischung erstellen
  • Teemischung erstellen

Freizeitbeschäftigung

  • Besuch einer Buchhandlung und Einkauf von Herbstliteratur
  • wöchentliche Spaziergänge mit Freund/in planen
  • Pilzsuche 

Kleidung

  • Herbst-Winter-Garderobe sortieren
  • passende Regenjacke finden
  • Wetterfestes Schuhwerk sicher stellen
  • Kopfbedeckung finden, in der ich mich schön finde

Selbstfürsoge

  • monatlichen Massagetermin buchen
  • morgendliches Trockenbürsten
  • Tagebuch schreiben und das Jahr reflektieren
  1. Nun erstelle dir dein ganz eigenes Menü, von dem du wählen kannst. Wenn du magst kannst du auch wie auf einer Speisekarte dazu notieren, was es dich kostet – rein finanziell bzw. wieviel Zeit für die Umsetzung nötig wäre.
  2. Wenn du dich unausgeglichen fühlst – wähle eines dieser „Gerichte“ deiner Liste und setze es um.

Diese Übung hilft dir, mit deinem Empfinden in Kontakt zu kommen und kleine Brücken zum Gleichklang mit der Jahreszeit zu bauen.

9. Grenzen & Warnzeichen – wann du ärztliche Abklärung brauchst

Manchmal liegt hinter scheinbar herbsttypischen Beschwerden eine medizinisch relevante Bedingung. Folgende Symptome sollten ärztlich abgeklärt werden:

  • Anhaltende Müdigkeit, Erschöpfung (mehr als 4–6 Wochen) → Differential: Schilddrüsenunterfunktion, chronisches Erschöpfungssyndrom
  • Stärkere Verstopfung oder Durchfall über längere Zeit → Differential: Reizdarmsyndrom, Entzündliche Darmerkrankung
  • Hauttrockenheit mit Juckreiz, Ekzem → Differential: Neurodermitis, Diabetes
  • Kälteempfindlichkeit, Frieren trotz Wärme → Differential: Anämie, Hypothyreose
  • Anhaltende gedrückte Stimmung, Interessensverlust → Differential: Herbst-Depression (Seasonal Affective Disorder)

Wenn sich Symptome verstärken oder nicht bessern, ist es nicht „unzulässige Schwäche“, sondern ein Hinweis deines Körpers, dass er Unterstützung braucht.

10. Zusammenfassung

ie Natur zeigt Farbenpracht und Vielfalt und ermöglicht die Anlage eines Vorrats – und vielleicht können wir auch selbst die Früchte unseres Jahres metaphorisch ernten: was habe ich erreicht, was ist passiert, was liegt hinter mir? Traditionell werden solche Reflektionen in die Winterzeit gelegt – kurz vor oder gerade zum Jahreswechsel. Betrachtet man die Umgebung in der Natur, lädt diese jedoch genau jetzt dazu ein: die Fenster öffnen und den Herbstwind durch die Oberstube wehen lassen. 

Einmal aufräumen und sich bereit machen für eine kleine Pause im Winter. In der dann neue Ideen sich entwickeln dürfen unter der Oberfläche. Alles, was im Sommer seine Reife erreicht hat, wird im Herbst geerntet und aufbewahrt oder verzehrt und die Samen werden erst im nächsten Jahr wieder austreiben. Es folgt eine Zeit der Umstellung, des Wandels, bis dann die Pflanzen absterben und eine Pause – ein Besinnen eintritt im Winter – dieses Besinnen zeigt sich auch im steigenden Schlafbedürfnis und zunehmender Müdigkeit.

Im Oktober besinnen wir uns im Zeichen der Waage auf unsere eigenen Rhythmen. Von der Natur wird unsere Aktivität nun nicht mehr so stark bestimmt, wir haben Raum für Entspannung und Regeneration. Noch ist die Sommerkraft zu spüren – der kalte, harte Winter steht jedoch schon in Startlöchern. Die Lebenskräfte ziehen sich vermehrt nach innen zurück – auch die Menschen wandern in die Häuser.

  • Der Herbst fordert uns heraus: mit Kälte, Trockenheit und Rückzugstendenzen.
  • In der TEM beobachten wir besonders die Verstärkung der Melanchole und des Phlegma und das Abschwächen des Bluts.
  • Die Erzählung von Nobs (Hufeland) erinnert uns daran: Gebrauch des Körpers, Rhythmus und Aufmerksamkeit bilden die Wurzel des Spürens.
  • Dein Ziel: Expert:in deines Körpers werden – durch Wahrnehmungsübungen, Atem, Journaling und Rhythmusstruktur.
  • Die Ernährung folgt warmen Zubereitungen, regionaler Vielfalt, kraftvollen Gewürzen und Verdauungsunterstützung.
  • Heilmittel wie Tinkturen, Tees, Gemmotherapie und Schüssler-Salze bieten gezielte Unterstützung.
  • Lebensführung & Rituale (Wärme, Pflege, Reflexion) begleiten dich durch den Übergang.
  • Die praktische Übung „Herbst-Balance-Liste“ stärkt dein inneres Gespür und deine Selbstfürsorge.
  • Und: Scheue nicht, bei hartnäckigen Symptomen eine medizinische Abklärung zuzulassen.

Wenn du im Herbst bewusst spürst, reflektierst und sanft handelst, stärkst du deine Gesundheit präventiv – und wirst Schritt für Schritt zu deiner eigenen Expert:in.

Spür mal drüber nach – und erblühe im inneren Herbst.

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